Deutschlands Everglades, auf Kanutour im Spreewald


Wir sind unterwegs im geheimnisvollen Spreewald. Warum geheimnisvoll ?
Einmal wegen den Spreewaldkrimis. Es sind düstere Krimis, die natürlich im Spreewald spielen. Ich habe einen Film gesehen, mir hat er sehr gut gefallen.

Und natürlich wegen der Landschaft selbst. Zwischen den Städten Burg und Lübben zieht sich ein Netz aus unzähligen kleinen Fließen, so nennt man diese kleinen Kanäle, Auen und dichten Waldabschnitten rund um den Fluss Spree. Nur selten sieht man ein Gehöft oder Haus. Und ich kann mir gut vorstellen, wenn man hier eine Leiche verschwinden lassen will, die bleibt auch verschwunden. Diese Landschaft hat einen unglaublich morbiden fotogenen Charme.

Der ganze Biosphärenreservat Spreewald, der noch etwas größer ist, hat ein Netz von über 1500 Kilometern an Wasserläufen. Hier kann man sich wirklich gut verirren. Und das war auch für mich die größte Herausforderung: wo finde ich die schönsten Stellen als Fotograf. Es gibt unzählige Kanuverleihs. Wo soll ich starten?

X-M1 | 1/240 sec | f/5.0 | 800 | 34.0 mm | Spreewald
NIKON D750 | 1/400 sec | f/3.2 | 800 | 150.0 mm | Spreewald

X-M1 | 1/450 sec | f/4.0 | 800 | 22.2 mm | Spreewald

Bei meinem ersten Besucht im Sommer 2017 bin ich von der Stadt Burg aus mit dem Kanu Richtung dem Hotel Waldeiche gepaddelt. Ich bin Spätnachmittag bei 3 Stunden Fahrt nicht so weit gekommen. Die Landschaft wechselt zwischen Bäumen und Feldern ab. Teilweise erinnert es mich an die Everglades. Inklusiv Moskitos, die waren im Sommer wirklich anstrengend, ohne Mückenschutz ging hier nix. Und im Sommer war auch sehr viel los auf dem Wasser.

Es war eine tolle Tour, aber noch nicht die Stelle, die ich fotografieren wollte. Ich habe Bilder gesehen, wo Kanufahrer von dichten Wäldern umgegeben sind. Genau diese Stellen suche ich. Beim zweiten Besuch starten wir direkt beim Waldhotel Eiche. Hier soll der Erlen-Hochwald im Spreewald sein.
Es ist Mitte Oktober, das schöne ist, wir sind alleine Unterwegs. Der Kanuverleih hat uns beim Waldhotel nach einem Anruf ein Kanu bereit gestellt. In der Nebensaison sollte man am besten vorher anrufen. Die Tour heute ist perfekt, kein Mensch, keine Mücken. Die weiche Herbst-Sonne taucht den Kanal in ein weiches Licht. Gegen Abend kommen jetzt Biberratten und Reiher raus. Endlich bin ich da, wo ich hin wollte. Dichte Vegetation, Bäume bis zum Rand, ein Bild wie aus einem düsteren Märchenfilm, mehr Everglades geht wirklich nicht (vielleicht noch paar Schlangen am Rand wären nett).

NIKON D7500 | 1/50 sec | f/4.5 | 800 | 10.0 mm
NIKON D7500 | 1/60 sec | f/4.5 | 800 | 10.0 mm | Spreewald
NIKON D750 | 1/80 sec | f/5.6 | 3200 | 24.0 mm | Spreewald
NIKON D7500 | 1/100 sec | f/5.6 | 640 | 10.0 mm | Spreewald
NIKON D7500 | 1/125 sec | f/5.6 | 800 | 17.0 mm | Spreewald
NIKON D7500 | 1/400 sec | f/5.6 | 800 | 10.0 mm | Spreewald

Beim überqueren an einer Schleuse geht mein Kollege Günter beim Aussteigen leider baden. Zum Glück haben wir die Kameras mit der Tonne vorher ans Ufer gestellt. Die Schleuse kann auch alleine bedient werden, man muss aber auf jeden Fall aussteigen um sie umzustellen.

Es gibt auch einen Wanderweg (Fontaneweg), der vom Waldhotel am Nordfließ vorbei geht. Theodor Fontane war einer der bekanntesten deutschen Dichter. Und wie Johann Wolfgang Goethe reiste auch er viel umher. Sein Werk „Wanderungen durch die Mark Brandenburg“ ist quasi ein Reiseführer seiner Heimat. Im Band „Spreeland 1882“ beschreibt er begeistert den Spreewald, er vergleicht ihn mit Venedig:

„Und daß dem Netze dießer Spree-Kanäle
Nichts von dem Zauber von Venedig fehle,
Durchfurcht das endlos wirre Flußrevier
In feinem Boot der Spreewalds-Gondolier.“
Aus: Theodor Fontane, Wanderungen durch die Mark Brandenburg. Band 4: Spreeland. Berlin, 1882.

Auf dem Weg kann man vom Ufer aus mit der kompletten Fotoausrüstung unterwegs sein, es gibt einige schöne Stellen, wobei doch der Blick von der Mitte des Kanals immer noch am schönsten ist. Ich war auch noch nachts unterwegs. Wegen der dichten Vegetation war es aber stockdunkel im Kanal. Ich bin dann nochmal einen Kilometer vom Waldhotel Richtung Burg gegangen. Hier am Feldrand war es viel heller, der Vollmond hat den Kanal und die Felder angeleuchtet. Zusätzlich habe ich noch mit einer Taschenlampe Lightpainting betrieben.

NIKON D7500 | 1/800 sec | f/5.6 | 800 | 10.0 mm | Schleuse
NIKON D7500 | 1/80 sec | f/4.5 | 800 | 18.0 mm | Spreewald
NIKON D750 | 38.0 sec | f/4.5 | 3200 | 12.0 mm | Spreewald

Profi-Tipp:
Ich habe bei der Kanutour ein Unterwassergehäuse für eine kleine Systemkamera mit einem normalen Zoom-Objektiv genutzt. In der wasserdichten Tonne habe ich eine DSLR mit einem Weitwinkel eingelagert und an ruhigen Stellen ausgepackt. Es gibt wenige Stellen, an denen man mit dem Fahrrad oder Auto kurz halten kann, um den Spreewald zu fotografieren. Ich fotografiere dort gerne die Bäume am Flussrand. Mit einem Teleobjektiv ergibt sich dabei eine spannende Perspektive.

Im Sommer gab es viele Libellen und im Herbst haben wir Nutrias (Biberratten) gesehen.

Anfahrt/ Parken:
Adresse: Parkplatz beim Waldhotel Eiche, Eicheweg, 03096 Burg (Spreewald)

Dort gibt es einen Kanuverleih (www.spreewaldurlaub-baier.de), eine vorherige Reservierung ist zu empfehlen. Eine 8 Kilometer lange Rundtour per Kanu startete hier links in den Nordfließ. Diese biegt dann nach 3 Kilometern links in den Peterkanal und führt nach weiteren 1,5 Kilometern wieder links zurück über das Große Flies zum Hotel. Wir haben für diese Tour mit vielen Fotostopps 4 Stunden gebraucht. Parallel zum Nordfließ verläuft bis zur Schleuse Kannomühle der Fontane-Wanderweg.

Koordinaten:
Parkplatz:   51°52’37.8″N 14°05’09.4″E
Fotopunkt: 51°53’32.8″N 14°03’08.2″E







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