Im Wald der Feen, die Blüte der Buschwindröschen, Erpeler Ley


Es ist Ende März, der Frühling hat gerade angefangen. Ich bin unterwegs um die ersten Frühlingsboten zu fotografieren. Dazu bin ich in der Nähe meiner Heimat unterwegs: es geht zur Erpeler Ley. „Ley“ ist ein alter Begriff im Rheinischen, der für einen Felsen steht. Viele markante Felsen und Aussichtspunkte tragen am Mittelrhein diesen Begriff, wie beispielsweise die Loreley oder die Reutersley. Zwischen Bingen und Bonn erheben sich die Hügel des rheinischen Schiefergebirges aus der Ebene. Am Rand seiner 4 Teilgebirge Taunus, Westerwald, Eifel und Hunsrück reichen die gewaltigen Felsen, die Leys, bis direkt an den Rhein.

Im Abschnitt zwischen Koblenz und Bonn liegt beim Rheinörtchen Erpel mit der Erpeler Ley (neben dem Drachenfels) der dominanteste Berg. Er ist 191 Meter hoch und stark gewölbt. Seine teils kantigen und wie Säulen geformten Basaltrippen zeugen von seiner vulkanischen Vergangenheit. Es gibt einige Punkte, die diesen Ort besonders machen. Die Erpeler Ley hat in der Höhe ein großes Plateau, das mehrere 100 Meter groß ist. Hier würde ein kompletter Fußballplatz hinpassen. Es gibt hier einen 180 Grad Blick Richtung Süden nach Linz, zur Eifel und im Norden nach Erpel, Unkel und Remagen. Kleine Wege ziehen sich über die Ebene, es gibt verschiedene Bänke und Rastmöglichkeiten.  Neben der Gaststätte Bergesruh gibt es einige Parkplätze. Mit dem Auto kann man auch bequem bei Erpel den Berg hochfahren. Und am Rande thront ein großes Gipfelkreuz über dem Rhein.

DJI Air | 1/320 sec | f/2.8 | ISO100 | 4.5 mm |
NIKON D750 | 1/1600 sec | f/4.5 | ISO320 | 12.0 mm |

NIKON D5100 | 4 sec | f/11 | ISO100 | 38.0 mm |

Es gibt aber auch noch einen geschichtlichen Aspekt, der diesen Ort so besonders macht. Hier ruhen die Brückenpfeiler der ehemaligen Ludendorff-Brücke, besser bekannt als die Brücke von Remagen. Sie war die erste Rheinbrücke die von amerikanischen Streitmächten eroberte wurde. Trotz heftiger Gegenwehr und einiger Sprengversuche blieb die Brücke drei Wochen intakt, bevor sie einstürzte. In dieser Zeit hatten bereits drei Divisionen den Rhein überquert. Diese Aktion soll General Eisenhower zu seinem berühmten Spruch gebracht haben: Die Brücke ist ihr Gewicht in Gold wert. Heute geht man davon aus, dass durch diese Rheinüberquerung amerikanischer Truppen, der Krieg um einige Wochen verkürzt wurde und Deutschland vor der Atombombe verschont blieb. Heute sind die Reste der ehemaligen Brücke am Rhein zu sehn. Im Brückenpfeiler bei Remagen kann heute ein Friedensmuseum besucht werden.

Von oben gibt es einige schöne Fotomotive: Die Orte Remagen und Erpel sind sehr fotogen, mir gefällt hier besonders die Apollinariskirche. Es gibt am Rand des Plateaus auch einige schöne Bäume die mit ins Bild können. Auch die Erpeler Ley ist ein starkes Motiv. Bedingt durch Ihre Größe braucht man schon etwas Abstand um den Felsen komplett ins Bild zu bekommen. Gute Fotostandorte sind dabei die andere Rheinseite bei Remagen oder kurz hinter Linz am Rhein.

NIKON Df | 1/15 sec | f/5.6 | ISO50 | 15.0 mm |
NIKON D5100 | f/13 | ISO100 | 28.0 mm |

Aber was hat die Erpeler Ley mit einem Feenwald zu tun? Unterhalb der Spitze liegt ein märchenhafter Buchenwald. Dieser verläuft in Wellen und Hängen. Seine Besonderheit sind die schmalen Bäume. Diese sind am Stamm nackt, zwischen den einzelnen Bäumen gibt es viel Platz so dass diese wie fahle Gerippe nebeneinander stehen. Und im frühen Frühling bildet sich hier ein großer Teppich aus weißen Blüten. Es sind Waldanemonen und zwar Buschwindröschen, die als erstes den Frühling ankündigen. Der Anblick ist jedes Jahr wieder überwältigend. Aber Vorsicht: Die Pflanzen sind giftig! Himiko war schon mehrmals hier mit, aber natürlich darf sie hier nichts anknabbern.

X-T20 | 1/50 sec | f/5.6 | ISO400 | 18.0 mm |
X-T20 | 1/60 sec | f/4.0 | ISO400 | 39.0 mm |
NIKON D7500 | 1/250 sec | f/3.0 | ISO800 | 27.0 mm |

Profi-Tipp:
Brennweiten / Equipment:
10-200 mm für die Erpeler Ley und Motive von Oben.
10-120 mm + Macro für den Wald und die Buschwindröschen.

Beste Zeit:
Die schönste Zeit im Buchenwald ist bei Nebel, dann wirkte die ganze Szene nahezu wie aus einem echten Märchen. Die Bäume sind dann noch düsterer und die Blüten leuchtet um so mehr. Aber der Nebel hat auch einen Nachteil: Die Blüten öffnen sich erst wenn die Sonne richtig scheint. Ich fotografiere daher auch gerne am späten Nachmittag, wenn diese offen sind und die romantische Abendsonne in den Wald hinein leuchtet. 

NIKON D750 | 1/160 sec | f/4.0 | ISO640 | 120.0 mm |
NIKON D750 | 1/200 sec | f/4.0 | ISO640 | 120.0 mm |

X-T20 | 1/40 sec | f/9 | ISO400 | 39.0 mm |

Auf dem Plateau ist der Blick nach Osten und Westen möglich ist, hier lohnen sich sowohl Morgen- als auch Abend-Termine. Ein besonderer Tip für die Erpeler Ley sind 2 Termine: Einmal bei Rhein in Flammen, wenn Raketen und Feuerwerk das Tal füllen. Und dann das St. Martinsfeuer: Weit sichtbar lodern dann oben die Flammen.

NIKON D700 | 20.0 sec | f/3.5 | ISO250 | 100.0 mm |

Anfahrt/ Parken:

Erpeler Ley Plateau, 53579 Erpel/ Rhein
Die Anfahrt erfolgt von Linz über die B42 bis nach Erpel. Hinter dem Brückenpfeiler der ehemaligen Brücke geht es über die Bahnhofsstraße den Berg hoch. Über die Erpeler Ley Str. geht es rechts und dann links einen km über den Kuhtweg durch den Wald bis hin zum Plateau.

Falls die Auffahrt bis direkt nach oben gesperrt ist, gibt es noch einen alternativen Weg. Hinter Erpel geht es nach Orsberg. Die letzte Straße auf der rechten Seite mündet in einem kleinen Parkplatz vor einem Pferdehof. Von hier gelangt man nach 1,5 km auf die Erpeler Ley.

Die schönsten Stellen liegen etwas unter dem Plateau. Die Erpeler Ley ist ein Naturschutzgebiet. Es gibt nur wenige Wege durch den Wald, aber schon vom Rand aus kann hier gut fotografiert werden.







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