Auf einer Alpentour gelange ich mit David an den Walchensee, der als tiefster und größter Alpensee gilt. Mich erinnert der See auch an kalte Tauchabenteuer. Ich hatte in Gießen während meines Studiums bei der Uni-Tauchsportgruppe meinen Tauchschein gemacht. Meine Kollegen waren ein paar Mal im Walchensee tauchen, ich hatte es irgendwie nie geschafft, mit zu tauchen. Aber deren Storys zu den dortigen Tauchgängen habe ich noch in Erinnerung. Er wäre kalt und tief, verschiedene Wracks vom Käfer bis zum Flugzeug liegen im See. Bei einem Tauchgang ist einem aus der Gruppe auch der Atemregler vereist. Das ist nicht witzig, sie mussten einen Notaufstieg aus großer Tiefe durchführen. Das nur am Rande, es geht ja hier nicht um Tauchabenteuer.
Jetzt stehe ich mit David am Südufer des Sees. Das Wasser ist glasklar, weiße Steine und dichter Baumbewuchs bis zum Rand geben dem See einen Hauch von Karibik. Eingebettet zwischen steilen Bergen hat der Walchensee vor allem im Norden den Ruf, Deutschlands Fjord zu sein. Der Anblick ist fantastisch. Nicht umsonst wurden hier Wikinger-Filme gedreht. An der Nordwestseite des Sees steht noch das Wikinger-Dorf Flake, das als Touristen-Attraktion von den Dreharbeiten zum Film „Wickie und die starken Männer“ zurückgeblieben ist. In einer Bucht liegt noch ein kleines Drachenboot.
Wir umrunden den See und suchen die schönste Stelle. Im Westen gibt es hinter dem Nachtparkplatz eine kleine Mautstelle, hier startet eine 8 km lange Privatstraße. Dieser Abschnitt ist wunderschön. Immer wieder finden wir kleine Parkbuchten unter Bäumen. Jetzt Ende Oktober sind wir fast die einzigen Besucher, die letzten Herbstfarben geben der Stille einen melancholischen Charakter. Den ersten Fotopunkt finden wir nach 3 km. Hier sehen wir einen goldgelben Baum direkt unter dem Gipfel des Herzogstandes. Nach 7 km finden wir endlich den perfekten Fotopunkt. Hier ist eine kleine Ausbuchtung in den See. An der Spitze liegen mehrere Steine im Wasser. Aus der Bodenperspektive ergibt sich hier ein schöner Bildaufbau aus Steinen, Wasser und darüber der Herzogstand. Wir finden auch noch ein gelbes Ahorn-Blatt, das wir als weiteren Eyecatcher mit ins Bild einbauen. Der Blick geht hier Richtung Westen. Das bedeutet, dass die aufgehende Sonne die Felsen frontal anleuchtet und es schöne Bilder vom Alpenglühen ergeben kann.
Leider finden wir Ende Oktober keine passende Unterkunft mehr. Die Campingplätze und damit Campingfässer, die wir buchen wollten, haben schon geschlossen. Wir übernachten daher in meinem Kombi, das war nicht die beste Lösung. Wir kommen erst in der Nacht vom Berg Herzogstand an. Nassgeschwitzt von der Bergtour habe ich auch die Temperaturen in den Alpen unterschätzt. Nachts kühlt es stark ab und ich hole mir eine Erkältung. Die Nacht ist sternenklar, wir versuchen uns an Sternenbildern, mit den Ergebnissen bin ich nicht so ganz zufrieden. Dafür sind der Sonnenaufgang und damit die Bilder am nächsten Morgen toll. Eine Steigerung wären noch einige Wolken als Verstärkung des Himmels und Schnee auf dem Gipfel gewesen, aber als Landschaftsfotograf hat man ja immer was zu meckern.
Zu guter Letzt lasse ich noch meine Drohne fliegen. An der Südseite des Sees ist kein Naturschutzgebiet, sodass ich die Drohne steigen lassen kann. Meine Dji Mavic Air zaubert wunderschöne Farben, die ich erst zu Hause so richtig sehe. Es ist ein Mix aus Herbstfarben, Karibikstrand und glasklarem See. Und als Eyecatcher steht noch ein Camper unter den Bäumen. Endlich bin ich glücklich, so ein Foto hätte ich nicht erwartet: Alpenkaribik am deutschen Fjord.
Profi-Tipp
Rund um den See gibt es viele fotogene Stellen. Wir nutzen verschiedene Brennweiten. An unserem Topspot sind Fotos aus einer tiefen Position direkt am Wasser sehr schön.
Brennweiten: 10 mm bis 200 mm.
Beste Zeit:
Sonnenaufgang / Sonnenuntergang.
Für das perfekte Foto sollte der See bis Mitte Oktober in Herbstfarben leuchten und der Gipfel des Herzogstandes schon mit Schnee bedeckt sein.
Anfahrt/ Parken:
Altlach 59, 83676 Jachenau
Über die Bundestraße 11 kommt man zum kleinen Weiler Einsiedl im Südwesten des Walchensees. Hier liegt ein Nachtparkplatz für Camper. Dahinter fährt man auf die mautpflichtige Privatstraße. Von hier aus sind es 7 km zu unserer kleinen Ausbuchtung in den See.
Mautgebühren: 4,- Euro für Pkws.
Das Wikinger-Dorf Flake liegt im Westen des Sees in der Nähe der Adresse „Seestraße 1, 82432 Kochel am See“.
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